September 2018 • Die Stimme der Stadt – Ratssaal Castrop-Rauxel

Ich bin heute eine Stimme. Ich bin die Stadt, die spricht. Ich bin für die nächsten Stunden die Stimme, die sich selbst zum ersten Mal hört.

Auszug aus der literarischen Stimme der Stadt von Bettina Erasmy

Die Stimme der Stadt ist eine partizipative Theater- und Musikperformance, die in vier Städten Nordrhein-Westfalens in den Jahren 2018 bis 2021 stattgefunden hat:

2018 Castrop-Rauxel, 2019 Oberhausen, 2020 Bergisch Gladbach, 2021 Wuppertal.

Die in den Ratssälen der Städte Bergisch Gladbach und Wuppertal vorgesehene Performance wurde coronabedingt abgesagt. mythen der moderne entwickelte für eine Performance im Freien das Format Megaphonica – Die Stimme der Stadt on tour!

Der Ratssaal, der Ort der administrativen Macht, wird für jeweils fünf Stunden zur Bühne individueller Erzählungen aus der Stadtgesellschaft. mythen der moderne erprobt mit dem Format Die Stimme der Stadt  die heterogene Qualität der Demokratie: Ohne Zensur und im Wortlaut transkribiert, sprechen und performen neun Schauspieler:innen die in der Stadt eingesammelten Geschichten und Meinungen der Menschen.

Die szenische Lesung wird dabei zu einer Collage unterschiedlicher Erzählschichten: Zum einen durch die Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit der Interviews und zum anderen durch den literarischen Text der Figur Stimme der Stadt, der für jede Stadt individuell geschrieben wurde.

Die Stimme der Stadt  ist ein partizipatives Projekt. Das Team von mythen der moderne befragt Menschen in den verschiedenen Stadtteilen nach ihrem Leben in der Stadt.  Die Interviews der dreimonatigen Feldforschung werden zu einer Kurzzeitchronik oder Meinungsbild als Zustandserzählung und geben die Charakteristik der jeweiligen Stadt wieder.

Die Stimme der Stadt Inszenierung im Ratssaal Castrop-Rauxel

Mit dem Grundgedanken, bürgernahe, transparente und sozial-barrierefreie Räume zu schaffen, wollten die Architekten Arne Jacobsen und Otto Weidling mit Rathaus und Europahalle einen Beitrag für eine offene Gesellschaft in der jungen bundesdeutschen Demokratie leisten. Diesem Ansatz des demokratischen Bauens folgend inszenierte mythen der moderne mit Die Stimme der Stadt den heute unter Denkmalschutz stehenden Ratssaal als Bühne.

Das gehört den Bürgern, das ist das Haus der Bürger, das ist so!

Stimme einer Bürgerin

Die klare Architektur und das noch originale Innendesign des Ratssaales prägte die auf sprachlicher und musikalischer Ebene konzentrierte Atmosphäre der Performance. Über 80 transkribierte Interviewtexte mit meist sehr persönlichen Geschichten –  wohlwollenden wie auch harschen Meinungen – bilden in ihrem umgangssprachlichen Stil und mäandernder Erzählform einen spannungsreichen Kontrapunkt zur Kunstfigur „Die Stimme der Stadt“, die mit ihrer literarisch geschliffenen Sprache, von einer Chorfüherin deklamiert, das Timing bestimmt. Auf musikalischer Ebene wurden aus dem Repertoire dreier privater Chöre aus Castrop-Rauxel Partien selektiert und verschnitten. Dieser Sound wurde von den Chören zu jeder vollen Stunde im Ratssaal aufgeführt.

Zur Vermittlung von Architektur und Aufführung sprachen fünf Student:innen mit den Besucher:innen, und die Tänzerin Malin Harff lotete im Foyer Spannungsverhältnisse zwischen menschlichem Körper, Material und Form aus.

Um eine Pause innerhalb der durchlaufenden fünfstündigen Performance und Austausch über das Gehörte zu ermöglichen, organisierte ein Stadtteilverein das Kontaktcafe, und vor dem Ratssaal auf dem Europaplatz wurden Currywürste und lokal gebrautes Bier angeboten.

Die Wertschätzung unseres Projektformates wurde uns durch die Verleihung des Preises „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Rechtextremismus und Gewalt“ gespiegelt.

Wenn weg, dann wahrscheinlich mehr in den Norden, oder Richtung Süden. Aber von daher sag ich mal, häng ich hier fest.

Stimme eines Bürgers

Künstler:innen & Mitgestalter:innen

Konzept und Regie: Bettina Erasmy, Pia Janssen
Künstlerische Leitung: Pia Janssen
Autorin: Bettina Erasmy
Komposition: Hannes Strobl
Komposition Chöre: Michael Emanuel Bauer
Musikalische Mitarbeit Laien: Francesca Best

Projektleitung: Jolande Kirschbaum
Projektassistenz: Dominik Olbrisch
Grafische Gestaltung: Leonie Hosoda

Zusammen mit:
United Voices Bochum (Leitung: Ulrike Schubert)
Gospel Voices Schwerin, Castrop-Rauxel (Leitung: Rainer Fercke)
Kindern der OGS Am Busch (Leitung: Frank Ronge, Ev. Kinder- und Jugendzentrum Café Q)

Schauspieler:innen Stimme der Stadt:
Aischa-Lina Löbbert, Antonia Bockelmann, Ralf Harster, Sibylle Hellmann, Maximilian Middeke, Ida Olsowski, Mike Olsowski, Bela Thiele

Vermittlung:
Tobias Brenscheidt, Priya Fernando, Miriam Giesen, Malin Harff, Katharina Heil, Julia Kersting,

Film und Ton:
Tobias Schmücking, Anna Katharina Wagner, Janina Wittman
Schnitt:
Sophie de Langloy

Tontechnik:
Nicolas Hannappel, Markus Hunke, Toni Richardson, Damian Joel Schulz

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