November 2019 • Die Stimme der Stadt – Ratssaal Oberhausen

Ich bin heute eine Stimme. Ich bin die Stadt, die spricht. Bevor die Stadt erwacht, bin ich die Straßen entlang gegangen.

Auszug aus der literarischen Stimme der Stadt von Bettina Erasmy

Die Stimme der Stadt ist eine partizipative Theater- und Musikperformance, die in vier Städten Nordrhein Westfalens in den Jahren 2018 bis 2021 stattgefunden hat:

2018 Castrop-Rauxel, 2019 Oberhausen, 2020 Bergisch Gladbach, 2021 Wuppertal.

Die in den Ratssälen der Städte Bergisch Gladbach und Wuppertal vorgesehene Performance wurde coronabedingt abgesagt. mythen der moderne entwickelte für eine Performance im Freien das Format Megaphonica – Die Stimme der Stadt on tour!

Der Ratssaal, Ort der administrativen Macht, wird für jeweils fünf Stunden zur Bühne individueller Erzählungen aus der Stadtgesellschaft. mythen der moderne erprobt mit dem Format Die Stimme der Stadt  die heterogene Qualität der Demokratie: Ohne Zensur und im Wortlaut transkribiert, sprechen und performen neun Schauspieler:innen die in der Stadt eingesammelten Geschichten und Meinungen der Menschen.

Die szenische Lesung wird dabei zu einer Collage unterschiedlicher Erzählschichten: Zum einen durch die Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit der Interviews und zum anderen durch den literarischen Text der Figur Stimme der Stadt, der für jede Stadt individuell geschrieben wurde.

Die Stimme der Stadt ist ein partizipatives Projekt. Das Team von mythen der moderne befragt Menschen in den verschiedenen Stadtteilen nach ihrem Leben in der Stadt.  Die Interviews der dreimonatigen Feldforschung werden zu einer Kurzzeitchronik oder Meinungsbild als Zustandserzählung und geben die Charakteristik der jeweiligen Stadt wieder.

Ja, ich würd' hier nie wegziehen, aber die Stadt ist scheiße!

Stimme einer Oberhausener Bürgerin

Die Stimme der Stadt: Inszenierung im Rathaus Oberhausen

Im Jubiläumsjahr „100 Jahre Bauhaus im Westen“ verlagerten wir unseren architektonischen Schwerpunkt der Nachkriegsmoderne auf ein Gebäude, das mit der Fertigstellung im Jahr 1930 dem „Neuen Bauen“ nach dem 1. Weltkrieg zuzuordnen ist. Eduard Jüngerich und der Stadtbaumeister Ludwig Freitag vollendeten die Entwürfe von Friedrich Pützer im Stil des Backstein-Expressionismus.

Anders als in Castrop-Rauxel, wo der Ratssaal eine vom Rathaus getrennte freistehende und offene Architektur ist, die jedem Bürger zugänglich ist, befindet sich der Ratssaal in Oberhausen im zweiten Stock des imposanten Gebäudes. Hier war die Herausforderung, den Zugang zum Ratssaal an einem Arbeitsalltag zu inszenieren.

Neun Schauspieler:innen improvisierten mit dem Textmaterial aus über 100 transkribierten Interviews mit individuellen Geschichten und Meinungen zu tagespolitischen Themen. Die Figur Die Stimme der Stadt wurde in Oberhausen von einer Stimmperformerin mit babylonischer Sprachverwirrung begleitet. Die fünfstündige Inszenierung im Ratssaal wurde von den Klängen der syrischen Musikern Abdo Izza (Sars) und Michael Atik (Akkordeon), dem Evangelischen Blasorchester sowie den Sänger:innen des Mopperchors und des Gospel Chor St. Peter begleitet.

Zur Partizipation hatte mythen der moderne lokale Akteure eingeladen, die Inszenierung des gesamten Rathauses mitzugestalten. Der denkmalgeschützte Paternoster wurde zu einer bewegten Bühne mit einem fünfstündigen Klangerlebnis, das von Musiker:innen des Evangelischen Blasorchesters Oberhausen ausgeführt wurde und an das Kompositionsprinzip von John Cage angelehnt war. Im Foyer wurden in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Oberhausen, kitev e.V. und in Kooperation mit Interkultur Ruhr e.V. Amateurfilme auf eine Leinwand projiziert. Fünf Vermittlerinnen waren mit den Besuchern die gesamte Zeit über im Gespräch.

Ein weiterer, partizipativer Teil der Inszenierung stellte der Einzug von 30 Kindern der Arbeiterwohlfahrt Oberhausen dar. Mit ihrer im Sommer 2019 im Rahmen des Projekts Prozession der Moderne erarbeiteten Performance stellten sie im  Ratssaal ihre Fragen zum Bauhaus-Gedanken „Wie wollen wir leben?“

Die Wertschätzung unseres Projektformates wurde uns durch die Verleihung des Preises „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Rechtextremismus und Gewalt“ gespiegelt.

Genau, Monte Schlacko. Monte Schlacko muss...jetzt nicht die Zugereisten, aber jetzt unsere Generation muss den kennen, Monte Schlacko.

Stimme eines Oberhausener Bürgers

Künstler:innen und Mitgestalter:innen

Konzept und Regie: Pia Janssen
Autorin: Bettina Erasmy
Komposition Ratsaal: Hannes Strobl
Musikalische Leitung Laien: Francesca Best

Figur „Die Stimme der Stadt“: Aischa-Lina Löbbert
Stimmen Chor der Stadt: Torsten Bauer, Sina Ebell, Clemens Dönicke, Ralf Harster, Burak Hoffmann, Ulrike Lösch-Will, Mike Olsowski, Ronja Oppelt, Daniel Rothaug Stimmperformance: Zofia Bartoszewicz 

Projektleitung: Irina Weischedel
Assistenz, Presse, Social Media: Carlotta Lösch-Will, Selin Bahar Sarikaya
Vermittlerinnen: C. Bredenbröcker, M. Harff, N. Schäffer, C. Voss
Transkription: S. Abiatinejad, K. Richarz, L. Schulze Beiering, S. Kurzynski
Grafik: Leonie Hosoda, Henrik Hillenbrand
Ton & Beleuchtungstechnik: Markus Hunke
Kamera: BPJ, Anna K. Wagner 

Paternosterkonzert
Komposition und Leitung: Francesca Best
Solo Ensemble: Michael Krajnc, Bass; Eva Körbel, Trompete; Bjarne Faber, Trompete; Lennart Faber, Violine; Dennis Wagner, Tenor Saxophon,
Bass Duo: Michael Krajnc, Markus Hoffmann
Evangelisches Blasorchester Oberhausen: Leitung Burkhard Volker
Gospel Voices Oberhausen Lirich: Leitung Thorsten Pfeiffer
Musiker: Michel Atik, Akkordeon und Abdo Issa, Saz
Moppern Chor: Regie Sina Ebell,
Sängerinnen: Birgid Dreyszas, Cornelia Peters, Barbara Sowinski
AWO Oberhausen und die Kinder der Concordiaschule: Leitung Silke Joester 

Filme im Foyer & Kontaktcafé
Familienfilme des Ruhrgebietes auf Tour, Interkultur Ruhr
in Kooperation mit kitev und der Freien Universität Oberhausen
Moderations-Performance von Rebecca Gottschick
Prozession der Moderne, mythen der moderne, Pia Janssen 2019 OB
Heimat ist wo man sich wohl fühlt, Thomas Macholz, Vera Höger, DRK, 2019
OB Wer spricht da und wie klingt das?, kitev, Freie Universität Oberhausen, 2019 OB
Bilder der Wirklichkeit, Sina Ebell, 2018 OB
Erste Reihe21, Michael Witte, 2013-2017 OB
Schichten unter der Dunstglocke, Herbert Viktor, 1959 OB 

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